Stahlflex-Leitungen für Honda VTR 1000 F: Bremsen-Update in Eigenregie

Stahlflex-Leitungen für die Honda VTR 1000 F
Bremsen-Update in Eigenregie

Veröffentlicht am 15.06.2025

Daniels Motorrad ist eine Honda VTR 1000 F , Baujahr 1996, mit 53.000 Kilometern Laufleistung. Das Motorrad hatte schon drei Vorbesitzer, eine nachvollziehbare Wartungshistorie ist nicht vorhanden. Auffällig ist, dass – wie so oft bei Laien – das Fahrwerk falsch eingestellt ist. Die Schrauben zur Einstellung der Federbasis an der Telegabel sind fast komplett herausgedreht, und auch die Dämpfung steht auf offen. Das ist sicher einer der Gründe, dass Daniel sich über ein schwammiges Fahrverhalten beschwert. Am rechten Gabelholm tritt zudem Öl aus, sodass ein Wechsel der Wellendichtringe ("Simmerringe") unvermeidbar ist. Ein weiterer Schwachpunkt sind die uralten Bremsleitungen.

Einbau neuer Stahlflexleitungen

Da Bremsflüssigkeit aggressiv ist und Lack, Metall und vor allem Gummi angreift, decken wir die entsprechenden Bereiche großzügig mit saugfähigen Lappen ab. Weil aber trotzdem eigentlich immer etwas danebengeht, sollte ein Eimer mit klarem Wasser griffbereit in unmittelbarer Nähe stehen. Bevor wir die Bremsflüssigkeit aus dem Behälter absaugen, machen wir ein Foto von dem Füllstand.

Das Abschrauben der alten Leitungen ist schnell erledigt. Die Austauschleitungen von Spiegler haben allerdings keinen Verbinder, sondern sind auf der ganzen Länge zweiteilig. Eine deshalb notwendige doppelte Hohlschraube für den oberen Bremszylinder liegt dem Satz bei. Nach einigem Probieren finden wir auch die richtige Position für die Verlegung der neuen Leitungen. Sie dürfen nicht verdreht sein, nicht zu stark unter Spannung stehen und natürlich bei Lenkbewegungen und beim Einfedern der Telegabel nirgendwo schleifen. Die originalen Halter können weiterverwendet werden, nur die Gummis müssen getauscht werden.

Befüllen mit Bremsflüssigkeit

Der letzte Akt ist das Befüllen mit Bremsflüssigkeit. Da die Honda VTR 1000 F kein ABS hat, ist auch das eine relativ simple Angelegenheit, die sich leider nicht  auf ABS-Systeme übertragen lässt. Das sind komplexere Systeme, für die es je nach Modell besondere Vorgehensweisen gibt. Zum Befüllen und Entlüften gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich arbeite am liebsten mit einem Schlauch und einer einfachen 60-ml-Spritze.

Wichtig ist, dass der Schlauch eine gute Qualität hat, damit er nicht vom Entlüftungsventil abrutscht. Zusätzlich verbaue ich auch immer Stahlbus-Ventile, die den späteren Entlüftungsvorgang noch vereinfachen. Zuerst wird die Spritze mit frischer Bremsflüssigkeit befüllt und die Luft so weit wie möglich aus dem Schlauch gedrückt. Das neu eingebaute Stahlbus-Ventil wird geöffnet und der Schlauch fest auf das Ventil gesetzt.

Volumenstrom dank Rückschlagventil

Leider lässt es sich dabei meistens nicht vermeiden, dass etwas von der Bremsflüssigkeit austropft. Die wischt man natürlich sofort ab. Dann wird die Bremsflüssigkeit langsam von unten ins System gedrückt, bis sie schließlich oben im Bremsflüssigkeitsbehälter ankommt. Das Ventil wird geschlossen, und an der zweiten Bremszange wird der Vorgang wiederholt. Relativ häufig und auch in unserem Fall ist danach aber noch kein oder nur geringer Druck auf der Bremse.

Deshalb füllen wir oben ausreichend Bremsflüssigkeit in den Vorratsbehälter, setzen die leere Spritze wieder auf das geöffnete Ventil und ziehen die Bremsflüssigkeit in die Spritze. Dabei sieht man im Schlauch sehr schön, ob sich noch Luft im System befindet. Dann kommen die Stahlbus-Ventile zum Einsatz. Dank des eingebauten Rückschlagventils lässt sich ein Volumenstrom erzeugen, und nach kurzem Pumpen weist das System einen satten Bremsdruck auf. Am Ende wird der Flüssigkeitsstand wieder aufgefüllt.

Wartung der hinteren Bremszange

Zur Wartung der hinteren Bremszange stellen wir die Honda VTR 1000 F auf den Seitenständer. So ist nach dem Abbau des Endschalldämpfers die Bremsanlage gut zugänglich. Erfreulicherweise lassen sich sowohl die Madenschraube als auch der Haltestift problemlos lösen, sodass wir nach Plan arbeiten können. Nach dem Abschrauben der Bremsleitung von der Zange lassen wir die Bremsflüssigkeit ablaufen und demontieren die Zange von der Halterung. Die austretende Bremsflüssigkeit macht keinen guten Eindruck. Sie ist verdreckt, und es ist allerhöchste Zeit, sie zu wechseln. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch die Kolben und die Gleitbolzen der Schwimmsattelbremse in keinem guten Zustand, die Bremsbeläge allerdings einwandfrei. Die schon arg verschmutzten Bremskolben ziehen wir ein gutes Stück heraus, bevor wir sie gründlich reinigen.

Eine Bremskolbenzange ist dabei ideal, um den Kolben zu drehen und auch an dessen Unterseite zu kommen. Der gereinigte Kolben wird ganz leicht mit Silikonpaste eingestrichen und mit einem Bremskolbenrücksteller und mehrfaches Bewegen schön gängig gemacht. Die Gleitbolzen werden ebenfalls gereinigt und geschmiert und die Zange wieder mit dem korrekten Drehmoment komplett zusammengebaut. Jetzt steht nur noch der Wechsel der hinteren Bremsleitung an. Die Arbeitsschritte sind identisch wie im Frontbereich. Daniel ist mittlerweile schon so routiniert, dass die Aufgabe in knapp 30 Minuten erledigt ist.